Allzuviel Komfort haben wir uns vom 9-Euro-Ticket nicht erwartet. Dennoch fanden wir es verlockend, um sowenig Geld während der Monate Juni, Juli und August einen ganzen Kalendermonat überall in Deutschland in allen Verkehrsmitten des ÖNVB (öffentlicher Personennahverkehr) reisen zu können. Wir waren im Juli 2022 kreuz und quer in Deutschland unterwegs und schildern euch hier unsere Erfahrungen.

„In den 60er Jahren, als ich jung war, gab es auch nicht immer viel Komfort“, meinte meine Mutter, die mit mir eine Städtetour durch Deutschland unternahm. „Man war es gewohnt öfter umzusteigen, vor allem auf kürzeren Strecken in die Umgebung.“

Elster Saale Bahn am Bahnhof Leipzig

Nach unserer Ankunft am schönen Bahnhof Leipzig, unserer ersten Station

Einfache Reiseplanung dank DB App

Unsere erste und auch längste Fahrt führt uns nach einem Verwandtenbesuch von Mühlheim am Main nach Leipzig. Es ist Dienstag, der 19. Juli 2022 vormittags und wir hoffen, dass sich die Auslastung der Züge in Grenzen hält. Dank der DB-Streckenagent-App lässt sich unser Trip sehr gut planen und es werden uns verschiedene Fahrtmöglichkeiten angezeigt.

Nach einer kurzen relaxten Fahrt von Mühlheim am Main nach Hanau, ist unser erster Anschlusszug nach Bamberg hoffnungslos überfüllt. Mein kleiner Koffer dient als Sitzplatz. Zwei Stationen später steigt eine rund 30-köpfige Schulklasse ein – Schulausflug noch kurz vor Ferienbeginn im Bundesland Hessen. Wie es dann wohl während der Ferien aussieht?

Ich unterhalte mich kurz mit einer der beiden Lehrerinnen. Sie erzählt mir, dass Schulklassen schon aus den Zügen geworfen wurden, wenn es zu voll wurde. Eine andere Schulklasse machte angeblich einen derartigen Lärm, dass der Zugführer, trotz ohnehin hohen Temperaturen, vor lauter Ärger die Heizung aufdrehte.

Schwitzplatz statt Sitzplatz

Hohe Temperaturen herrschen auch am Tag unserer Reise. Draußen hat es 34 Grad. Im unklimatisierten Zug, mit verpflichtender FFP2-Schutzmaske kommt man schon ziemlich ins Schwitzen. An heißen Tagen solltet ihr daher unbedingt etwas zu Trinken mitnehmen. Laut unserer Recherche haben die meisten Züge keine Klimaanlage.
Bahnhofsanzeigen auf dem Bahnhof Göttingen

Viele neue Reiseziele entdecken dank 9-Euro-Ticket

Neue Reiseziele entdecken dank 9-Euro-Ticket

Ich unterhalte mich mit einem jungen Mann, der schon viele verschiedene Strecken gefahren war. „Von insgesamt 16 Zügen, habe ich in zwei einen Sitzplatz bekommen. Trotzdem finde ich das 9-Euro-Ticket echt super, weil man einfach so herumreisen und viel Neues entdecken kann. Ich habe noch einige Ziele ins Auge gefasst.“ erzählt er mir.

Der Zug erreicht Würzburg und leert sich etwas.  Endlich sitzen. Die 50-Minuten-Pause in Bamberg nutzen wir für ein erfrischendes Getränk in einem schattigen Gastgarten gleich vis-à-vis vom Bahnhof.

Unsere Weiterfahrt nach Leipzig über Saalfeld gestaltet sich relativ angenehm. Insgesamt waren wir 6,5 Stunden unterwegs, um eine Fahrtstrecke von rund 395 km zu überwinden.

Auch im 9-Euro-Ticket inkludiert: U-Bahn, S-Bahn und mehr in Deutschlands Städten

Wie wir in Hamburg an unserer Hotelrezeption erfuhren, ist das 9-Euro-Ticket auch in U-Bahnen, S-Bahnen und weiteren innerstädtischen öffentlichem Verkehrsmitteln gültig. Dies war uns bei unserer Recherche offensichtlich entgangen. So konnten wir auch Hamburg erkunden, ohne extra Tickets zu lösen. Diese Möglichkeit nutzten wir natürlich auch in den anderen Städten, die wir besuchten.

Residenzschloss in Dresden, Deutschland

Dresden, eine der wunderschönen Städte, die wir auf unserer Reise besuchten. Auf dem Foto: Residenzschloss

Acht Städte in zwölf Tagen

Dank des 9-Euro-Tickets besuchten wir auf unserer Reise insgesamt acht Städte. Teilweise waren es Tagesausflüge u.a. von Leipzig nach Dresden, von Hamburg nach Lübeck und Bremen und von Erfurt nach Weimar. Fahrtzeit jeweils zwischen 22 Minuten bis 1 Stunde 40 Minuten ohne umsteigen. Da wir meist vom Endbahnhof reisten bekamen wir auch immer einen Sitzplatz. Es empfiehlt sich allerdings ca 15 bis 20 Minuten früher da zu sein. Lediglich auf der Fahrt von Würzburg nach Frankfurt an einem Freitag war der Zug derart überfüllt, dass nicht alle Personen einsteigen konnten. Sonst waren die Züge selten überfüllt. Dazu muss man allerdings sagen, dass wir unter der Woche unterwegs waren.

Ueberfueller Zug mit viel Gepaeck

Wir hatten Glück und die Züge waren selten so überfüllt wie auf unserer allerletzten Fahrt nach Frankfurt am Main

Unbeschwert und frei überall in Deutschland unterwegs

Vorteile

  • Flatrate: Beliebig viele Fahrten auf den inkludieren Verkehrsmitteln in dem ausgewählten Monat im Nahverkehr
  • Spaßfaktor: Ganz Deutschland um wenig Geld entdecken oder Ausflüge in die Umgebung unternehmen
  • In der Stadt unterwegs: Gültig auch in allen U-Bahnen, S-Bahnen und weiteren innerstädtischen Verkehrsmitten in allen Städten Deutschlands

Nachteile

  • Hohe Auslastung: An stark frequentierten Tagen überfüllte Züge, keine Sitzplatzgarantie
  • Weniger Komfort: Viele Züge nicht klimatisiert, häufigeres Umsteigen bei längeren Strecken, teils längere Wartezeit zwischen zwei Umstiegen

Vor allem wenn man am Wochenende oder nicht vom Endbahnhof reist, ist es schwer einen Sitzplatz zu bekommen. Wer einen gewissen Komfort schätzt, wird  vom 9-Euro-Ticket weniger begeistert sein.

Unser Fazit

Das 9-Euro-Ticket war für uns einfach toll und ohne diesem hätten wir auf unserer 12-tägigen Reise nicht so viele Städte erkunden können. Wir hatten sogar dreimal das Glück in einem klimatisierten Zug fahren zu können. Auch Verspätungen kamen selten vor. Es ist aufgrund der längeren Fahrtzeit und häufigerem Umsteigen nicht so ideal für längere Strecken. Da braucht man schon etwas mehr Nerven und Geduld. Auch am Wochenende kommt es öfter zu einer höheren Auslastung. Das Ticket eignet es sich bestens für weniger weit entfernte Reiseziele in der Umgebung und um Städte zu erkunden.

Wir werden euch hier demnächst mehr über die tollen Städte unserer 8-Städte-Tour berichten.

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