Noch einmal Herzflimmern und Schmetterlinge im Bauch. Sich auch in reiferen Jahren noch einmal so richtig verlieben. Die Chancen stehen nicht schlecht!
Der Frühling ist die Zeit der großen Gefühle. Der Frühling gehört den Verliebten, den Liebenden. Gehört er damit auch zwingend nur den Jungen und Faltenlosen? Haben nur sie ein Anrecht auf Liebe, Zärtlichkeit, Geborgenheit? Nein, haben sie nicht! Und auch die alte Stammtischweisheit, dass „für eine Frau über 50 die Chance von einem Meteoriten erschlagen zu werden wesentlich größer ist, als noch einen Mann zu finden“, ist längst Schnee von gestern.
Junggebliebener, aktiver und attraktiver als jemals zuvor
Die Generation 50+ von heute ist junggebliebener, aktiver und attraktiver als jemals zuvor. Nach den Berufs- und Elternjahren steht endlich das „private“ Leben im Mittelpunkt, unerfüllte Träume warten darauf, verwirklicht zu werden – und das oft mit einem neuen Partner. Denn „bis dass der Tod Euch scheide“ gilt heute nur mehr sehr bedingt. Die Zahl der Trennungen nimmt ständig zu, auch die nach der Silberhochzeit. Gut neun Prozent aller Ehen werden nach dem 26. Ehejahr geschieden.
Und das soll dann alles gewesen sein für den Rest des Lebens? Keine Zweisamkeit mehr, keine großen Gefühle, kein Auf-Wolken-Schweben? Für die nächsten 20, 30 Jahre? Trübe Aussichten, mit denen sich immer weniger Singles jenseits der 50 abfinden wollen. Sie hört nämlich nie auf, die Sehnsucht nach dem anderen, nach einem Menschen, mit dem man sein Leben teilen, Gefühle und Geborgenheit erleben möchte. Ältere Menschen erhoffen sich von einer Beziehung nichts anderes als jüngere: Verständnis, Zärtlichkeit, Zweisamkeit.
Dennoch ist einiges anders, unterscheidet sich eine Liebe in den späten Jahren von der in den jüngeren. Es geht jetzt nicht mehr um Familiengründung und auch Sex spielt zwar eine ganz wesentliche, aber oft keine dominierende Rolle mehr. Worum geht es dann?
Routenplaner zum späten Glück
Es geht um Zweisamkeit. Um das Bewältigen, das Genießen der zweiten Lebenshälfte oder des letzten Lebensdrittels – zu zweit. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich viele nach Trennung oder Tod des Partners erfolgreich und zufrieden in ihrem Single-Leben eingerichtet haben, Freundschaften pflegen und ein gutes soziales Netz aufgebaut haben. Es fehlt ihnen dennoch etwas, nämlich „das Glück, dass es jemanden gibt auf dieser Welt der glücklich ist, dass es mich gibt“, wie es eine Interview- Partnerin der deutschen Familientherapeutin Lore Großhans ausdrückt. Ihr Buch „Für eine neue Liebe ist es nie zu spät“ ist eine Art „Routenplaner zum späten Glück“.
Denn ältere Semester gehen mit dem Thema Liebe zwar anders als Junge um, aber das bewahrt sie nicht davor, in Fallen zu tappen und Fehler zu machen. In diesem Buch kommen reale Paare zu Wort, die die gefährlichen Beziehungsklippen erfolgreich umschifft haben und in der 2. Lebenshälfte mit einer neuen Liebe das späte Glück gefunden haben. Und Männer und Frauen, die noch auf der Suche sind. Es ist für Lore Großhans nämlich nicht nur Schicksal, „wenn das Glück uns meidet als hätten wir die Pest. Manchmal sabotieren wir es auch regelrecht – ohne es zu wollen und zu wissen.“ Auch davon handelt dieses Buch. Und es geht um die besten Strategien zum Thema Suchen und Finden der Liebe. Diese Strategien sind vielleicht nicht ganz neu und unbekannt – von Zeitungsinseraten bis zu Online-Foren. Doch Lore Großhans hat zu alten Themen oft neue Ansätze, unerwartete Blickwinkel und unorthodoxe Anregungen. Da gibt es höchst erfolgversprechende Ratschläge für das Formulieren von Inseraten ebenso, wie praxiserprobte Tipps für das erste Date – ob allerdings die Idee, den Traumpartner durch absichtliche heftige Kollision in sein/ihr Einkaufswagerl im Supermarkt kennenzulernen, einen Versuch wert ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Das sind aber nur Sidesteps in einem durchaus empfehlenswerten Buch, das auch „Tabuthemen“ wie die Lust der Älteren auf und am Sex oder mögliche rechtliche Konsequenzen einer neuen Beziehungen nicht ausgeklammert.
Wundervolle Love Storys, die Mut machen
Aber alle Ratschläge, Anregungen und Praxistipps bilden eigentlich nur den Rahmen für acht wundervolle Liebesgeschichten, die – immer aus der männlichen und der weiblichen Sichtweise heraus geschildert – in ihrer alltäglichen und unspektakulären Art Mut machen. Mut darauf, die Hoffnung nicht aufzugeben. Mut dazu, sich auf die Suche zu machen. Aber auch Mut, zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu stehen, zum Wunsch nach dem herrlichen Gefühl der Verliebtheit. Denn die Reiferen können – immer noch – so leidenschaftlich lieben wie die Jungen. Selbst diejenigen, die sich geschworen haben, sich nie wieder verlieben zu wollen, werden von der Liebe oft einfach überwältigt. „Es ist der Triumph der Hoffnung über die Erfahrung“, sagt die US -Anthropologin Helen Fisher. Und dieses Buch belegt glaubhaft und trotz aller Unsentimentalität sehr romantisch, dass die Hoffnung berechtigt ist – die Hoffnung auf eine neue, späte, große Liebe.
TEXT: GOLDEN AGE Archiv, Michaela Schmid
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