In manchen Gegenden der Erde scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Sie wirken nahezu unberührt, wie letzte Paradiese. Besonders stark ist die Anziehungskraft der landschaftlichen Schönheiten, wenn dazu Mythen und Legenden kommen, wie beispielsweise bei den Moeraki Boulders in Neuseeland oder beim Ik Kil Cenote in Mexiko.
Wir zeigen Ihnen 10 der schönsten Naturphänomene unserer Erde, die Träume wahr werden lassen.
1. Moeraki Boulders, Neuseeland
Als Moeraki Boulders werden die riesigen Kugeln aus Stein in Neuseeland bezeichnet. Die meisten sind etwa einen halben bis zwei Meter groß. Besonders beeindruckende Exemplare erreichen einen Durchmesser von ca. drei Metern und wiegen mehrere Tonnen. Die Steinkugeln, die sich vor mehr als 60 Millionen Jahren auf dem Meeresgrund zu formen begannen und von der Erosion geschliffen und freigelegt wurden, kann man bei Ebbe an der Ostküste der Südinsel Neuseelands besichtigen. Einer Legende von Neuseelands Ureinwohnern, den Maori zufolge, sind es zu Stein gewordene Aalkörbe, Flaschenkürbisse und Süßkartoffeln aus dem Wrack des mystischen Kanus Arai-te-uru, mit dem ihre Vorfahren übers Meer kamen und das vor der Küste Neuseelands Schiffbruch erlitt.
2. Pamukkale, Türkei
An den Berghängen bei dem Dörfchen Pamukkale, dessen Name „Baumwollfestung“ bedeutet, haben Thermalquellen im Lauf von Jahrtausenden eine Terrassenlandschaft entstehen lassen, die einen märchenhaften Anblick bietet. Wie ein breiter versteinerter Wasserfall ziehen sich die Kalksinterterrassen, den Berg hinunter. Früher kamen Scharen von Besuchern, um im heilenden Quellwasser zu baden. Doch in den vergangenen Jahren wurde der Tourismus erheblich eingeschränkt, da die ursprünglich schneeweißen Terrassen immer mehr verschmutzten. Heute ist das Baden in den Naturbecken verboten und die Kalkterrassen dürfen nur noch barfuß auf ausgewiesenen Gehwegen betreten werden. Daher glänzt das Naturschauspiel fast wieder so fantastisch weiß wie in alten Zeiten.
3. Danxia, China
Im Lauf von vielen Millionen Jahren formte die Erosion durch Wind und Regen die Danxia-Felslandschaften, die mit ihrem einzigartigen Farbenreichtum ein wahres Wunder der Natur sind, besonders in China. Dort kann man in fast 800 Orten dieses Naturspektakel bestaunen. Die Danxia-Berge bestehen aus rotem Sandstein, der ihnen den Namen verlieh. Danxia bedeutet auf Chinesisch „rote Wolken“. Besonders schöne Danxia-Landschaften gibt es im Zhangye Danxia National Geopark im Nordwesten der chinesischen Provinz Gansu. Die Berge verzaubern mit einem Feuerwerk der Farben und man kann sich kaum satt sehen an den sanft geschwungenen Hügeln mit ihren mehrfarbigen Streifen, die wie ein buntes Ölgemälde wirken. Die beste Reisezeit ist im Sommer vom Juni bis zum September.
4. Chocolate Hills, Philippinen
Auf der philippinischen Insel Bohol findet man die markanten Chocolate Hills, die sich in der Trockenzeit braun verfärben und dann wie riesige Schokoladehalbkugeln aussehen. Auf dem Territorium eines tropischen Waldes gibt es Hunderte solcher Hügel, die mit üppigem grünen Süßgras bewachsen sind. Wenn dieses Gras verdorrt, erhalten die gleichförmigen Hügel ihre braune Farbe. Die Wissenschaftler sind sich nicht einig über die Entstehung dieser einmaligen Hügellandschaft. Nach einer Theorie wurde sie aus verwitterten Formen von Kalkstein über einer wasserundurchlässigen Schicht von Ton gebildet. Doch die Inselbewohner haben andere Erklärungen und wissen viele fantastische Geschichten über die Entstehung der Chocolate Hills zu berichten.
5. Ik Kil Cenote, Mexiko
Vor rund 65 Millionen Jahren schlug an der Nordküste der heutigen mexikanischen Halbinsel Yucatán ein Meteorit ein, der einen gewaltigen Krater hinterließ. Millionen Jahre später bildeten sich unter der Oberfläche des Kraters Hohlräume im Kalkstein, die sich im Lauf der Zeit mit Regenwasser füllten. Als die Höhlendecke über diesen Hohlräumen zu erodieren begann, wurden die darunter liegenden Flüsse und dolinenartigen Kalksteinlöcher, die Cenoten, freigelegt.
Auf der Halbinsel Yucatán befinden sich etwa 3000 dieser mit Süßwasser gefüllten Cenoten, deren Name von den Maya stammt und „heilige Quelle“ bedeutet. Sie sorgen in diesem Gebiet, wo es keine oberirdischen Flüsse und keine Seen gibt, für die Wasserversorgung. Die Maya betrachteten sie als Eingangsbereiche zur Unterwelt und nutzten sie als religiöse Opferstätten. Zu Ehren des Regengottes Chaak, dem große Bedeutung zukam, wurden an den steilen Wänden Jade, Gold und auch Menschen in die Tiefe gestürzt.
Besonders bekannt ist die von einem wunderschönen Naturpark umgebene Cenote Ik Kil, die nahe der bedeutenden Ruinenstätte der Maya-Kultur, Chichén Itzá, liegt. Sie wurde zweimal für das Red Bull Cliff Diving ausgewählt, bei der die Elite der Klippenspringer ihre atemberaubenden Sprünge zeigen. Das kreisrunde, mit Lianen überwucherte Wasserloch hat einen Durchmesser von rund 60 Metern und eine Tiefe von etwa 46 Metern. Heute gelangen Besucher über Kalksteintreppen hinunter zum natürlichen Becken und können in dem glasklaren Wasser, das als Jungbrunnen gilt, ein erfrischendes Bad nehmen.
6. Eishöhlen vom Vatnajökull, Island
Im Südosten Islands liegt der Vatnajökull-Nationalpark. Sein Mittelpunkt ist der Vatnajökull, der größte Gletscher Europas außerhalb der Arktis. Ein unglaubliches Naturspektakel sind seine im Sommer von fließendem Wasser gebildeten Kristalleishöhlen, die sich jedes Jahr neu formieren. Durch den Druck, der auf dem Eis lastet, entsteht dabei die tiefblaue Farbe. Da sich die Orte der Eishöhlen von Jahr zu Jahr ändern, müssen stets neue Höhlen gefunden werden, die in den Wintermonaten im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden können. In den Höhlen offenbart sich dann den Besuchern ein in den schönsten Blautönen schimmerndes Wunderwerk der Natur, das für immer in Erinnerung bleibt.
7. Antelope Canyon, USA
Der Antelope Canyon liegt im südwestlichen US-Bundesstaat Arizona. Seinen Namen verdankt er den Gabelantilopen, die einst in dieser Region lebten. Er besteht aus zwei Teilen, dem Upper und dem Lower Antelope Canyon. Die engen Schluchten, die sich im Navajo-Reservat befinden, dürfen nur in Begleitung indianischer Führer erkundet werden. Sie entstanden durch die Erosion des Sandsteins durch Sturzfluten nach schweren Regenfällen. So entwickelten sich bizarre Felsformationen, die im einfallenden Licht rosarot, lila oder blau leuchten. Wer durch einen der Canyons schlendert, fühlt sich wie auf einem anderen Planeten. Ein wunderbares Fotomotiv ergibt sich im Upper Antelope Canyon vor allem im Sommer, wenn die Sonnenstrahlen um die Mittagszeit von oben einen Lichtkegel bilden, wodurch interessante Licht- und Schattenspiele entstehen.
8. Externsteine, Deutschland
Inmitten eines gleichnamigen Naturschutzgebietes stehen die wild zerklüfteten Externsteine, die zu den bekanntesten Natur- und Kulturdenkmälern Deutschlands zählen. Die bis zu 37 Meter hohen, vorwiegend aus Sandstein der Unterkreidezeit aufgebauten Felsen sind Teil einer mittleren Gebirgskette des Teutoburger Waldes. Der Ort gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Über die geheimnisvolle Felsformation gibt es zahlreiche Deutungsversuche. Da sie für eine Mythenbildung wie geschaffen ist, wird sie auch als „das Stonehenge des Teutoburger Waldes“ bezeichnet. Ein bedeutendes Kunstwerk ist das monumentale Steinrelief am Fuß des sogenannten Grottenfelsens, auf dem die Kreuzabnahme Christi zu sehen ist.
9. Grünes Dorf, China
Das ehemalige Fischerdorf Houtouwan auf der Insel Shengshan im Osten Chinas wird vollkommen von der Natur eingenommen und versinkt im Grünen. Einst lebten hier mehr als 2000 Fischer mit ihren Familien. Als sie in eine wirtschaftliche Notlage gerieten, sahen sie sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und aufs Festland zu ziehen. Nur wenige sind geblieben. Ein ehemaliger Fischer wohnt in einem spärlich möblierten Raum ohne Anschlüsse für Wasser und Strom. Dank des feuchten Klimas wurden die Wege und die Fassaden der rund 500 Steinhäuser immer mehr mit Farnen, Efeu und Weinreben überdeckt. Vor allem der wild wachsende Wein erklimmt die unbewohnten Gebäude und Geländer.
Die Menschen gingen und die Natur hielt Einzug in dem verlassenen Dorf. Sie macht auch vor den Innenräumen nicht Halt und bahnt sich ihren Weg durch zerbrochene Fensterscheiben und Türen. Vor Sonnenaufgang ist das hügelige Dorf ein mystischer Ort. Es herrscht eine beklemmende Stille und nur das Meeresrauschen ist zu hören. Doch schon ab 6 Uhr morgens rollen die ersten Reisebusse mit Touristen und Fotografen an, die fasziniert sind von diesem ungewöhnlichen Ort. Es gibt in Houtouwan keine sehenswerten Gebäude, die von Menschenhand errichtet wurden. Hier war nur Mutter Natur am Werk, die nach Meinung vieler Besucher – etwa 100 Kilometer von der pulsierenden Metropole Schanghai entfernt – das schönste Geisterdorf der Welt erschaffen hat.
10. Lake Hillier, Australien
Was für ein Naturspektakel! Es gibt zwar mehrere Seen, die sich unter bestimmten Lichteinflüssen rosa färben, doch was die Natur hier hervorgebracht hat, ist einzigartig.
Der Lake Hillier ist immer leuchtend rosa, egal zu welcher Jahreszeit und zu welchen Witterungsbedingungen. Obwohl angenommen wird, dass Bakterien einen wesentlichen Einfluss auf die Farbe haben, ist das Rätsel des dauerhaft pinken Salzsees nicht ganz geklärt. Die kleine Insel Middle Island, auf der sich der See befindet, liegt im Bundesstaat Western Australia. Sie steht unter Naturschutz und darf nicht betreten werden, doch bei einem Helikopter-Rundflug kann man das rosa Wunder von der Luft aus betrachten.
Text: Gerlinde Eichhorn | Fotos: Shutterstock, Pixabay
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