2020 ist ein bedeutendes Jahr für die Stadt Wuppertal: 70 Jahre ist es her, dass der Zirkus-Elefant Tuffi aus der Schwebebahn in die Wupper sprang. Zudem feiert die Stadt den 200. Geburtstag von Friedrich Engels. Und es gibt noch viel mehr zu entdecken. Einige Highlights stellen wir Ihnen hier vor.
Ein Elefant in der Schwebebahn – als Tuffi in die Wupper sprang
Das denkwürdige Ereignis vom Sprung des 4-jährigen Elefantenmädchens Tuffi aus der fahrenden Schwebebahn in die Wupper, jährt sich 2020 zum 70. Mal.
1950 gastierte der Zirkus Althoff in Wuppertal. Am 21. Juli bestieg der Zirkusdirektor mit Tuffi, für die er vier Fahrkarten lösen musste, einen Schwebebahnwagen, um für sein Gastspiel zu werben. Als sich Tuffi in dem mit etlichen Journalisten besetzten Wagen vergebens bemühte, sich umzudrehen, kletterte sie auf einen Sitz, der unter ihrem Gewicht zusammenbrach. Es entstand noch mehr Gedränge und Tuffi geriet in Panik. Sie durchbrach eine Seitenwand und sprang etwa 10 Meter in die Tiefe, wobei sie an einer schwammigen Stelle der Wupper aufschlug. Der Fluss ist in diesem Teil nur etwa 50 Zentimeter tief und Tuffi erlitt nur ein paar Schrammen. Von Direktor Althoff, der über den glimpflichen Ausgang erleichtert war, ließ sie sich dann, als sei nichts passiert, wieder in ihr Zirkusquartier bringen. Der verantwortliche Fahrdienstleiter der Stadtwerke wurde vom Amtsgericht Wuppertal zu 300 DM und der Zirkusdirektor zu 150 DM Geldstrafe verurteilt, da sie sich der fahrlässigen Transportgefährdung schuldig gemacht hatten.
Das allseits bekannte Ansichtskartenmotiv mit der fallenden Tuffi ist nur eine Fotomontage, denn – obwohl der Wagen voll mit Journalisten war – hatte durch den Schock niemand den entscheidenden Augenblick fotografiert. Ein gemalter Elefant an der Hauswand bei der Unglücksstelle erinnert an das Geschehen. In der Barmer Fußgängerzone steht eine kleine Bronzefigur der Elefantendame und seit dem 10. September 2020 sitzt Tuffi als steinerne Skulptur mitten in der Wupper.
Heute ist Tuffi ein werbewirksames Maskottchen, das auf Tassen, Seifen und Schneidebrettchen weiterlebt. Zudem ist der Tuffi-Sprung, der in der ganzen Welt bekannt wurde, als MemoEuroschein ohne Notenwert erhältlich. Reich illustrierte Kinderbücher über das Erlebnis der jungen Elefantendame gibt es sogar in chinesischer Sprache.
Heimatstadt von Friedrich Engels
Pünktlich zum Geburtstag am 28. November soll das repräsentative, spätbarocke Engelshaus, das eines der fünf Wohnhäuser der Familie Engels war, nach langen Sanierungs- und Umbauarbeiten wieder neu eröffnet werden. Zu besichtigen sind dann auch eine Ausstellung zu Leben und Werk des weltbekannten Wuppertalers.
Friedrich Engels begründete zusammen mit seinem Freund Karl Marx den wissenschaftlichen Sozialismus und war Mitverfasser des Kommunistischen Manifests. Er wurde 1820 als ältestes von neun Kindern eines vermögenden Textilfabrikanten in Barmen, einem heutigen Stadtteil von Wuppertal, geboren. Seine Heimatstadt widmet ihrem berühmten Sohn 2020 zum 200. Geburtstag ein großes Veranstaltungsjahr und präsentiert ein umfangreiches künstlerisches Programm. Von den Wuppertaler Stadtwerken wird der Philosoph, Unternehmer und Revolutionär wirkungsvoll in Szene gesetzt. Engels-Porträts zieren Fahnen, einen Wagen der Wuppertaler Schwebebahn, den Wasserturm Lichtscheid und Fahrzeuge der Müllabfuhr.
Die Wuppertaler Schwebebahn – „one of the World´s coolest Rail Systems“
Die Schwebebahn, das Wahrzeichen von Wuppertal, wurde am 1. März 1901 eröffnet und steht unter Denkmalschutz. Das außergewöhnliche Verkehrsmittel, das als „one of the world´s coolest rail systems“ bezeichnet wird, ist weltweit bekannt.
Ein besonderes Erlebnis bietet eine Fahrt mit dem leuchtend roten historischen Kaiserwagen der Schwebebahn. Im Jahr 1900 brachen Wilhelm II. und seine Gemahlin Auguste Viktoria darin zu einer kaiserlichen Probefahrt auf. Derzeit wird der Wagen runderneuert und eine Fahrt ist daher nicht möglich. Doch im Herbst 2021 soll er wieder zu gemütlichen Ausflugsfahrten bei Kaffee und Kuchen oder zum vormittäglichen Umtrunk einladen. Auch für Trauungen oder andere Feste kann der Wagen gebucht werden.
Anmerkung: Wegen Corona fährt die Schwebebahn voraussichtlich bis Sommer 2021 nur am Wochenende. Stand Sept. 2020
Das stimmungsvolle Luisenviertel
Im Ortsteil Elberfeld liegt das reizvolle Luisenviertel mit seinen zahlreichen Häusern aus der Gründerzeit. Hier trifft man auf nette kleine Einkaufsläden, gemütliche Cafés, Restaurants und urige Kneipen. Im Sommer kann man in den größtenteils verkehrsberuhigten Zonen hervorragend draußen sitzen. Seit über 40 Jahren wird auf der Luisenstraße ein stimmungsvolles Event gefeiert: das Luisenfest mit zwei Musikbühnen, Flohmarkt und kulinarischen Leckerbissen. Leider musste das Luisenfest 2020 wegen Corona abgesagt werden.
Historische Stadthalle Wuppertal
Mit ihren acht prächtigen Sälen zählt die Historische Stadthalle Wuppertal zu den schönsten Konzert- und Veranstaltungsorten Europas, die zahlreiche Kulturbegeisterte anzieht. Das Gebäude liegt auf dem Johannisberg im Süden des Stadtteils Elberfeld, nahe der Innenstadt und des Hauptbahnhofs. Im Jahr 1900 wurde die Historische Stadthalle errichtet. Das Haus ist ein wirkungsvoller Schauplatz von Kongressen, Seminaren, Tagungen, Wettbewerben und Messen. Es erstrahlt nach fünfjähriger Restaurierung seit 1995 wieder in altem Glanz. Beeindruckend ist der multifunktionale Große Saal mit seiner hervorragenden Akustik und einer Kapazität von 1500 Plätzen.
Von-der-Heydt-Museum für Bildende Kunst in Wuppertal-Elberfeld
Das Von-der-Heydt-Museum ist eine Fundgrube für Kunstfreunde. Benannt ist es nach einer Bankiersfamilie, die bedeutende Werke erwarb und dem Museum stiftete. Mehr als 3000 Gemälde unterschiedlicher Maler vom 16. Jh. bis zur Gegenwart sind in dem Museum zu besichtigen. Unter vielen anderen Künstler sind Franz Marc, Otto Dix, Edgar Degas, Claude Monet und Pablo Picasso vertreten.
Ein wichtiger Teil der Dauerausstellung umfasst über 400 Skulpturen aus dem 19. und 20 Jh. Ein anderer Teil enthält Grafiken und Fotos, die von der Renaissance bis zur heutigen Zeit reichen. Immer wieder werden auch große Wechselausstellung gezeigt.
Deutsche Stadt mit den meisten öffentlichen Treppen
Wuppertal hat fast 500 öffentliche Treppen mit mehr als 12 000 Stufen. Die Wupper schlängelt sich 34 Kilometer durch die Stadt und die Berghänge haben ein Gefälle von 95 Metern. Um diese Höhenunterschiede auszugleichen, wurden die vielen Treppen gebaut, von denen die bunte Holsteiner Treppe eine der auffallendsten ist. Ihre neun Abschnitte zeigen eine Vielfalt von Farben und Gefühlen, die auf der Treppe zu lesen sind.
Das Tippen-Tappen-Tönchen
Besonders bekannt ist das Tippen-Tappen-Tönchen im Luisenviertel. Der lautmalerische Name stammt von dem Geräusch der früher getragenen Holzschuhe auf der verwinkelten Treppe. Leider ist das originelle Straßenschild bei Souvenirjägern heiß begehrt. Es wurde schon oft in einer Nacht- und Nebelaktion entwendet und musste dann jedes Mal ersetzt werden.
Die Treppe mit dem lustigen Namen ist auch in einem Lied verewigt und ist Wuppertals heimliche Stadthymne, die bei vielen Gelegenheiten angestimmt wird:
Ich kenn ein Mädchen und das heißt Lehnchen
das wohnt in Wuppertal am Tippen-Tappen-Tönchen.
Da steht ein kleines Haus, da schaut das Mädchen raus,
Wer kennt nicht das Lehnchen vom-Tippen-Tappen-Tönchen.
Der Skulpturenpark Waldfrieden
Im Skulpturenpark Waldfrieden wird eine stetig wachsende Sammlung von Skulpturen des englischen Bildhauers Tony Cragg und anderen namhaften Künstlern gezeigt. Der Garten liegt zwischen Wuppertals Stadtzentren Elberfeld und Barmen inmitten eines idyllischen Waldgebiets mit altem Baumbestand. Die großformatigen Ausstellungsstücke sind aus Holz, Metall oder Marmor. Gutes Schuhwerk ist empfehlenswert, da die Wege teils steil und sehr steinig sind. Nach dem Rundgang sorgt das Café Podest im Waldfrieden für das leibliche Wohl.
Die Bergische Kaffeetafel
Berühmt ist die Bergische Kaffeetafel, bei der es „Koffedrenken met allem Drön un Dran“ gibt. (Kaffeetrinken mit allem, was dazugehört). Ihre Tradition reicht bis ins 18. Jh. zurück. Oftmals wurde die ausgiebige Mahlzeit zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten oder Taufe gereicht.
Zur klassischen Bergischen Kaffeetafel gehört ein Kaffee aus der Dröppelmina, einer dreibeinigen, dickbauchigen Zinnkanne mit seitlichem Zapfhahn. Der Name Mina steht für ein Dienstmädchen und Dröppeln kommt daher, dass der Ausguss schnell vom Kaffeesatz verstopft wird und dann nur tropfenweise herausläuft. Heute wird die Dröppelmina in Gaststätten oft für die Bergische Kaffeetafel als Deko auf den Tisch gestellt. Eine typische Zusammensetzung der süßen und herzhaften Speisen sind frische Waffeln mit Sauerkirschen und Sahne, Rosinenstuten, Milchreis mit Zimtzucker, Wurst- und Fleischwaren mit Schwarz- und Graubrot. Stilgerecht stehen die Köstlichkeiten auf dem reich gedeckten Tisch in Schalen und Schüsseln mit weiß-blauem Zwiebelmuster bereit. Zum Abschluss der üppigen Mahlzeit darf ein bergischer Korn nicht fehlen.
Text: Gerlinde Eichhorn
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