So nah – und doch so anders. In vielen Ländern Europas gibt es die Bescherung nicht am Heiligabend und es kommt auch nicht der Weihnachtsmann oder das Christkind. Jedes Land hat seine eigenen Bräuche und Traditionen, mit denen das Fest begangen wird. Begeben Sie sich mit uns auf eine weihnachtliche Reise quer durch Europa.
Niederlande
Am 24. Dezember feiern die Niederländer ein stilles und besinnliches Fest. Sie gehen in die Kirche und genießen ein gutes Essen. Doch die Bescherung findet schon am 5. Dezember statt. Die Geschenke bringt der Sinterklaas, der holländische Nikolaus. Er kommt Ende November mit einem prächtig geschmückten Schiff aus Spanien angereist und wird feierlich empfangen. Am Nikolausabend befüllt er dann mit seinem Gehilfen, dem Zwarte Piet (schwarzer Peter) die Säcke, die vor die Tür gelegt wurden. Im Mittelpunkt steht ein festliches Menü, das Kerstdiner.
Russland
Am 28. Dezember beginnt für die orthodoxen Christen das Weihnachtsfasten und dauert bis zum 6. Januar. Das ist nach dem alten julianischen Kalender der Heiligabend, der Sochelnik genannt wird. Höhepunkt ist ein festlicher Gottesdienst. Geschenke gibt es in der Neujahrsnacht, wenn Väterchen Frost, der Herr über den russischen Winter, auf einer Pferdetroika gefahren kommt. Begleitet wird er von seiner Enkelin Snegurotschka, dem Schneeflöckchen, das ihm hilft, die mitgebrachten Gaben zu verteilen.
Griechenland
Am Heiligen Abend ziehen Kinder von Tür zu Tür und überbringen singend die Nachricht von der Geburt Christi. Geschenke gibt es erst zum Jahreswechsel. Am 24. Dezember kommen kleine Kobolde, die Kalikanzari heißen, aus der Unterwelt, um allerlei Unfug zu treiben. Da sie Angst vor Feuer haben, werden 12 Tage lang Weihnachtsfeuer entzündet, um sie zu verscheuchen. Zu Silvester gibt es den traditionellen Neujahrskuchen, der Vasilopita genannt wird. Wer die in ihm versteckte Münze findet, ist das ganze Jahr über von Glück gesegnet.
Spanien
Das wichtigste Ritual der Spanier ist die Ziehung der Glückszahlen der Weihnachtlotterie, die Loteria de Navidad. Sie ist die älteste und größte Lotterie der Welt. Am 24. Dezember wird eine Krippe aufgestellt und heutzutage findet man in vielen Wohnungen auch einen Weihnachtsbaum vor. Nach einem festlichen Weihnachtsessen und dem Besuch der Mitternachtsmesse findet ein großes Feuerwerk statt. Besonders gefeiert wird am 5. Januar die Ankunft der Heiligen Drei Könige, die nach alter Tradition ihre Gaben überbringen.
Italien
Santa Lucia, die Botin des Lichts, bringt am 13. Dezember den Kindern kleine Geschenke. Schon an Mariä Empfängnis, dem 8. Dezember, stellen viele Familien den Weihnachtsbaum samt einer Krippe auf. Zu Weihnachten erfüllt dann der italienische Weihnachtsmann, der Babbo Natale, die Kinderwünsche und am ersten Weihnachtsfeiertag wird ein großes Essen veranstaltet. In der Nacht vom 5. zum 6. Januar kommt die Hexe Befana und nimmt die Weihnachtdekoration mit. Sie belohnt die braven Kinder mit Süßigkeiten, den unartigen bringt sie dagegen schwarze Kohle.
England
Father Christmas, der englische Weihnachtsmann, kommt am 24. Dezember nachts durch den Kamin und füllt die typischen Weihnachtsstrümpfe. Die Wohnungen sind üppig dekoriert mit Mistelzweigen, Stechpalmen und Girlanden und bei einem opulenten Weihnachtsessen stehen Truthahn und Plumpudding auf dem Tisch. Nachmittags sitzen viele Christen vor dem Fernseher und verfolgen die Weihnachtsansprache der Königin. Weit verbreitet ist der Brauch, dass Kinder von Haus zu Haus ziehen und alte Weihnachtslieder, die Christmas Carols, vortragen.
Schweden
Der 13. Dezember ist das vorweihnachtliche Fest der heiligen Lucia, die Licht ins Dunkel bringt. Auf dem Kopf trägt sie einen Kranz mit Kerzen. An diesem Tag ziehen Mädchen in weißen Gewändern durch die Straßen. Die Kinder freuen sich auf den Jultomte, der zu Weihnachten, dem Julfest, die Geschenke mit dem Schlitten bringt, die dann unter dem Weihnachtbaum ausgepackt werden. Auf dem Julbord, dem reich gedeckten Weihnachtstisch mit vielen warmen und kalten Speisen, darf der schwedische Weihnachtsschinken, der Julskinka nicht fehlen.
Text: Gerlinde Eichhorn, Fotos: Pixabay
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