Wussten Sie schon? Astronomisch gesehen ist es heuer am 20. März  soweit: Da beginnt mit dem Äquinoktium, der Tag-und- Nacht-Gleiche, der Frühling. Meteorologisch gesehen fällt dieser Termin auf unserer Nordhalbkugel auf den 1. März, was nicht unbedingt auch ein frühlingshaftes Temperaturempfinden bedeutet. Phänologisch, also nach dem Entwicklungsstand der Pflanzen, kann man sich zwar immer orientieren, aber die Natur hält sich eben nicht an den Kalender.

Der Frühling in Mitteleuropa wird in der Natur in drei Phasen erkennbar: Der Vorfrühling bringt uns die ersten Schneeglöckchen und die Blüten der Haselnuss und bleibt, bis die Salweidenkätzchen pollengelb sind (also die Palmkatzerln). Daran schließt sich der Erstfrühling, der vom Blühbeginn der Forsythie und dem Laubaustrieb der Stachelbeere bis zum Blühbeginn der Birnbäume reicht. Den Vollfrühling erreichen wir bei Blühbeginn der Apfelbäume und des Flieders und er reicht bis zum Blühbeginn der Ebereschen.

Frühling ist die schöne Jahreszeit, in der der Winterschlaf aufhört und die Frühjahrsmüdigkeit beginnt.
Emanuel Geibel (1815-84), dt. Dichter

Rasantes Mailüfterl

Der Frühling ist flott unterwegs: Er benötigt etwa 90 Tage für die Strecke von ca. 3.600 Kilometer und zieht so mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 40 Kilometern pro Tag durch Europa. Der phänologische Frühlingsbeginn hängt von der geografischen Länge und Breite ebenso wie auch von der Höhe und den großen Klimagebieten und kleinräumigen Klimaverhältnissen ab. Der Vollfrühling beginnt in Europa im Südwesten Portugals Ende Februar und zieht weiter nach Nordosten bis nach Finnland, das er Ende Mai erreicht. Für Reisen um diese Jahreszeit eine durchaus relevante Information!
Und für die ersten Ausflüge und Spaziergänge ergeben sich aus diesem Wissen vielleicht interessante Entdeckungen.

Natur pur

Im Frühling gibt es in der Landwirtschaft viel zu tun und auch in unseren Gärten, auf den Balkonen und Terrassen beginnt jetzt die Arbeit. Eine lohnende Herausforderung, die mit reichem Blumenschmuck, guter Ernte und unmittelbaren Naturbeobachtungen belohnt wird. Johann Gottfried von Herder (1744-1803), deutscher Dichter und Philosoph, bringt es auf den Punkt: „Was der Frühling nicht sät, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten, der Winter nicht genießen.”

Viele Pflänzchen müssen jetzt noch im Frühbeet vorgezogen werden und brauchen zum Keimen in unseren Breiten noch eine sonnige Fensterbank und ein geheiztes Platzerl. Die winzigen Wurzeln und die ersten Keimblättchen sind noch zu zart für raue Tage und kalte Nächte. Jetzt bereitet man am besten Töpfe und Kisterln mit guter Erde vor und vergisst nicht auf die Beschriftung der Saat.

Übrigens: Petersilie braucht so lange zum Keimen, weil sie nach altem Aberglauben neunmal zurück zum Teufel geht. Aber das kann man verhindern, indem man sie am Karfreitag aussät! Das ist der einzige Tag des Jahres, an dem der Teufel machtlos ist. Aber Vorsicht, denn nach altem Brauch wird am Gründonnerstag alles andere gepflanzt, was grünen soll, Zimmerpflanzen werden umgetopft und es wird ausgesät. Die am Gründonnerstag gesäten Kräuter und Pflanzen gelten als widerstandfähig und Heilkräuter, die an diesem Tag gesetzt oder gesät werden, sollen eine besonders starke Heilkraft haben. Wer sich das Gärtnern für den Karfreitag aufhebt, wird – so der Volksmund – enttäuscht, denn angeblich gedeihen die dann gesäten Pflanzen nicht.

Osterbräuche christlich und heidnisch

Mit dem Palmsonntag (lateinisch dies florum oder dies palmarum) beginnt die christliche Karwoche, die mit dem Karsamstag endet. Die Karwoche umfasst die „stillen Tage“ Montag bis Mittwoch und die eigentlichen „Kartage“ Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag (Ostersamstag). „Kar“ leitet sich vom mittelalterlichen Wort Wehklage, Sorge ab (das sich noch in dem englischen „care“ findet). Die „Palmweihe“ erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem, wo Palmzweige auf dem Weg lagen. Der Palmzweig steht symbolisch für die Prophezeiung der christlichen Auferstehung und den Sieg über den Tod, da die Palme immer aufrecht und gerade wächst und immergrün ist.

Und da bei uns keine echten Palmen zur Verfügung stehen und der Palmsonntag am Beginn des Frühjahres liegt, hat sich der Brauch eingebürgert, die Zweige der ersten frühlingshaften Regung der Natur als Palmenersatz zu verwenden (eben auch die „Palmkätzchen“). Diese Pflanzen sollen schon seit der Antike vor allem Bösen und Schädlichen bewahren, deshalb werden sie, geweiht, nach dem Gottesdienst wieder mit nach Hause genommen, damit sie dort das Unglück vom Haus fernhalten.

Feuer und Wasser

Die Osterfeuer in der Nacht von Ostersamstag auf Ostersonntag wurden schon in heidnischer Zeit praktiziert. Man glaubte, dass der Schein des Feuers eine reinigende Wirkung hätte und die keimende Saat vor bösen Geistern schütze und so galten sie auch als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernte. In der Osternacht wird ein Holzstoß angezündet, Menschen singen Lieder, tanzen um das Feuer, und die ganz Mutigen springen durch die Flammen. Basis für die großen Holzhaufen sind oft die alten Weihnachtsbäume, aber auch Baumschnitt und Windbruch aus dem Winter. Auf diesem heidnischen Brauch basiert das christliche Entzünden der Osterkerze (Symbol für das Licht), die dann in feierlicher Prozession mit dreimaligem Singen des „Lumen Christi“ (Licht Christi) in das noch dunkle Gotteshaus getragen wird. Das „Osterwasser“ wird in christlichen Kirchen beim Ostergottesdienst in der Osternacht zum Sonntag geweiht. Dieses Weihwasser dient dann das ganze Jahr über im Weihwasserbecken als Taufwasser.

Nach altem Volksglauben soll am Ostertag geschöpftes Wasser Mensch und Tier vor Krankheit schützen und, im Haus versprüht, gegen Ungeziefer helfen. Das Wasser wurde schon früh am Ostersonntag von der Quelle geholt, weil dieses Osterwasser die Fruchtbarkeit förderte, wenn es schweigend nach Hause gebracht wurde.

Eierlegende Hasen?

Da sich Hasen im Frühjahr stark vermehren, passten sie gut zu den Eiern, deren Zahl in dieser Zeit so auffällig stieg (in den 40 Fastentagen vor Ostern galten Eier als „flüssiges Fleisch“ und durften nicht verzehrt werden). Darauf basiert die Geschichte, dass Hasen Eier legen, und zwar nicht vor die Haustür, sondern mitten in die Natur. Noch heute versteckt man die Ostereier unter Büschen und Bäumen und lässt die Kinder danach suchen. Eine andere Version besagt, dass die Verbindung vom Ei mit dem Hasen durch das Osterbrot gekommen ist. Dem Brot, in das ein Ei eingebacken wurde, wurde zusätzlich ein Hasenbild aufgeprägt. So entstand die Vorstellung vom Eier legenden Hasen. Verspeist wurden zu Ostern aber nicht nur die gefundenen Eier, sondern auch ihre vermeintlichen Überbringer: Frauen erhofften sich vom Hasenbraten Schönheit und Mutterfreuden, Männer größere Zeugungskraft. Wie das Ei, so gilt auch der Hase als Symbol der Fruchtbarkeit.

TEXT: GOLDEN Age Archiv, Daniela Schwarz: FOTOS: www.absfreepic.com

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