Die ALBERTINA zeigt die erste umfassende Präsentation von Claude Monets (1840-1926) Werken seit über 20 Jahren. Unter den 100 Gemälden finden sich Leihgaben aus mehr als 40 internationalen Museen und Privatsammlungen wie dem Musée d’Orsay Paris, dem Museum of Fine Arts Boston, der National Gallery London, dem National Museum of Western Art Tokio oder dem Pushkin Museum Moskau.

Mit großzügiger Unterstützung des Musée Marmottan Monet, Paris  beleuchtet die Retrospektive Monets Werdegang vom Realismus über den Impressionismus bis hin zu einer Malweise, bei der sich die Farben und das Licht allmählich vom Gegenstand lösen und das Motiv von der Naturbeobachtung unabhängig wird. Mit seinem Spätwerk bereitet Monet der Malerei des abstrakten Expressionismus den Boden.

Claude Monet „Seerosen“, 1908 Sammlung Callimanopulos | © Sammlung Callimanopulos, Foto: Ugo Bozzi, Editore Srl, Rom

Monet als „Meister des Lichts“

„Ein Panorama aus Wasser und Seerosen, aus Licht und Himmel“, hielt der Sammler René Gimpel am 19. August 1910 in seinem Tagebuch fest, nachdem er im Beisein des Kunsthändlers Georges Bernheim Claude Monet in Giverny einen Besuch abgestattet und dort „ein Dutzend Leinwände, im Kreis auf den Boden gestellt, alle etwa zwei Meter lang und einen Meter zwanzig hoch“ gesehen hatte.

Was Gimpel zu Gesicht bekam, waren kleinere, leicht bewegbare Leinwände, die Vorarbeiten für die sogenannten „Grandes Decorations“, die Monet dem französischen Staat zum Geschenk machte. Monet, der ursprünglich eine kreisrunde Anbringung seiner Seerosenteichbilder im Hotel Biron in Paris vorsah, hatte sie entsprechend angeordnet. Sein Plan wurde jedoch nach 1920 zugunsten einer Realisierung in Ovalräumen der Orangerie fallen gelassen.

Bei dem Bild „Der Seerosenteich“ der Sammlung Batliner in der ALBERTINA handelt es sich um eine dieser Vorarbeiten, von denen einige noch zu Monets Lebzeiten verkauft wurden. Nach dem Tod von Michel Monet, dem Sohn und Universalerben Claude Monets, erhielt die Académie des Beaux-Arts in Paris den Nachlass des Impressionisten.

Fast 90 Gemälde, von denen Claude Monet viele wie seinen Augapfel gehütet hatte, sollten als „die größte und schönste Monet-Kollektion im Musée Marmottan untergebracht werden“. Es ist daher eine glückliche Fügung, dass die ALBERTINA im Musée Marmottan mit der weltweit größten Monet-Sammlung einen Partner gefunden hat, der 40 seiner wunderbarsten Gemälde für diese Monet-Ausstellung zur Verfügung gestellt hat. Für kurze Zeit findet sich daher „Der Seerosenteich“ der ALBERTINA inmitten jener Bilder wieder, in deren Verbund er einst entstanden ist. Mit zwei weiteren Werken der Sammlung Batliner, die Monet in Vétheuil und Giverny malte, sowie über 50 Gemälden von rund 40 internationalen institutionellen und privaten Leihgebern zur Verfügung gestellten Werken zeichnet die Schau Monets Leben und Wirken mit üppigen und farbenfrohen, doch bisweilen auch chromatisch verblüffend zurückhaltenden Bildern nach.

Claude Monet „Junge Mädchen im Boot“, 1887 / The National Museum of Western Art, Tokio, Sammlung Matsukata | © The National Museum of Western Art, Tokio

Kostbare Leihgaben

Plakatsujet ist das monumentale Gemälde „Junge Mädchen in einem Boot“, das Monet 1887 malt – die Leihgabe stammt vom National Museum of Western Art in Tokio. Aus dem Moskauer Pushkin Museum kommt eine der beiden Fassungen des „Boulevard des Capucines“ (1873), eine extreme Perspektive von oben auf das belebteste Geschäftsviertel von Paris, die das Großstadt-Gewimmel, das Flirren und die Bewegung der Stadt nachvollziehen lässt.  Unter den beeindruckenden, oft großformatigen Leihgaben befinden sich außerdem der „Getreideschober in der Sonne“ (1891, Kunsthaus Zürich) .

Weitere Highlights sind die frühen Winterbilder, darunter das Porträt „Madame Monet mit rotem Kopftuch“ (1873, Cleveland Museum of Art, Ohio/USA), zwei Kathedralen aus einer umfangreichen Serie, die er in Rouen von diesem gotischen Nationaldenkmal anfertigt, und die selbst zur impressionistischen Ikone werden. Am Ende seines Lebens, als er mit starken Sehschwierigkeiten kämpft, beschäftigt Monet sich in seinem Garten in Giverny mit der„Japanischen Brücke“ (1918–1924) und seinem „Haus in den Rosen“.

Claude Monet „Camille Monet mit Kind im Garten“, 1875 Museum of Fine Arts, Boston, anonyme Schenkung im Andenken an Mr. und Mrs. Edwin S. Webster | © Museum of Fine Arts, Boston

„Die Welt im Fluss“

So lautet der vielsagende Untertitel der Ausstellung. Die Seine war dem Künstler ein Zuhause – sowohl hinsichtlich seiner verschiedenen Wohnorte als auch auf seinem Atelierboot, auf dem er ungeachtet der Wetterbedingungen die Natur und das Leben auf dem Flusslauf und an seinen Ufern mit dem Pinsel zu erhaschen suchte. Der Fluss steht zudem für die vielen Aspekte, die Monets Schaffen ausmachen: die fließende Welt des japanischen Farbholzschnitts, der Monet beeinflusst hat; das Ineinanderfließen von Wasser, Dunst, Nebel, Schnee und Eis; die sich mit Wetter und Licht verändernden Farben; die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche.

Claude Monet „Eisenbahn im Schnee, Lokomotive“, 1875 Musée Marmottan Monet, Paris | © Musée Marmottan Monet, Paris / Bridgeman Images

 

Auf den Spuren Monets

Anhand der 100 Gemälde reisen die Ausstellungsbesucher auf den Spuren des bedeutendsten Impressionisten die Seine entlang und halten an seinen Lebensstationen inne: in Paris, wo Monet das moderne, pulsierende Leben mit flimmerndem Licht einfing; in Argenteuil, wo er Natur und Technik miteinander in Einklang brachte; in Vétheuil, wohin er sich angesichts seiner prekären finanziellen und familiären Situation in die Einsamkeit

zurückzog, um sich allein der unberührten und ursprünglichen Natur zu widmen; und schließlich in Giverny, wo er zu einem neuen ästhetischen Konzept fand, das den Impressionismus aus seiner Krise führte und der modernen Malerei den Weg bereitete.

Man begleitet Monet auch an die Küsten der Normandie und Bretagne, nach London und Norwegen; sei es, um seine Anfänge in Le Havre und seine wiederholten Besuche an der Atlantikküste nachzuempfinden; sei es, um mit dem Künstler Orte aufzusuchen, die ihm neue Inspirationen für seine Malerei versprachen.

Ausstellung: CLAUDE MONET – Die Welt im Fluss

Kurator: Dr.Heinz Widauer, ALBERTINA

Ausstellungsdauer:  Bis 6.Jänner 2019

NEUE Öffnungszeiten: Täglich 9 – 18 Uhr / Mittwoch & Freitag 9 – 21 Uhr

Ausstellungsort: ALBERTINA, Albertinaplatz 1, 1010 Wien,  www.albertina.at

Ein Ausstellungstipp von Edith Köchl

 

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