Das Leopold Museum widmet dem Jahrhundertkünstler Gustav Klimt (1862-1918), im Rahmen des Wiener Moderne-Themenjahres 2018, eine umfassende Ausstellung. Die Schau macht, anlässlich des 100. Todestages Klimts, dessen künstlerische Wandlung vom späten Historismus hin zum bedeutendsten Vertreter der Wiener Secession, eindrucksvoll nachvollziehbar.

GUSTAV KLIMT, Schönbrunner Landschaft, 1916 © Privatbesitz, Graz

Zwei Jahrzehnte bevor Gustav Klimt als streitbarer Kämpfer gegen die Kunst der Gründerzeit und des Historismus im Zuge der Gründung der Secession 1897 auftrat, war er selbst Teil dieser sich auf akademische Traditionen berufenden Kulturepoche. Ein künstlerischer Paradigmenwechsel und die Ausbildung eines individuellen Stils setzten bei Klimt Mitte der 1890er-Jahre ein, als er erste Entwürfe zu den skandalträchtigen Fakultätsbildern für den Festsaal im Wiener Universitätsgebäude anfertigte.

GUSTAV KLIMT | Mädchen im Grünen | 1896-1899 © Klimt-Foundation, Wien | Foto: Klimt-Foundation, Wien

Die Künstler der Secession, die einen Bruch von konservativen Tendenzen vollzogen und den Weg für den Jugendstil ebneten, machten Klimt zu ihrem ersten Präsidenten. Mit seinem ornamental-dekorativen Stil wurde Klimt zu ihrem bedeutendsten Vertreter und einem begehrten Porträtisten der Frauen des Wiener Großbürgertums. Gleichwohl schuf er hocherotische, der Ekstase und Sinnlichkeit geschuldete, symbolistisch aufgeladene Frauendarstellungen. Ab der Jahrhundertwende entstanden während der Sommeraufenthalte im Salzkammergut wunderschöne Landschaftsbilder, die seinen Ruhm zusätzlich steigerten.

Gustav Klimt, Tod und Leben, 1910/15 © Leopold Museum, Wien, Inv. 630

Neben exzeptionellen Werken aus internationalen Sammlungen und aus dem Museumsbestand wird mit der Schönbrunner Landschaft (1916), Klimts einzigem Wiener Landschaftsgemälde, eine neue Dauerleihgabe im Leopold Museum präsentiert. Im Rahmen der Ausstellung treten erstmals zwei allegorische Monumentalwerke Klimts in einen Dialog: Tod und Leben (1910/11, überarbeitet 1915/16) befindet sich seit 40 Jahren in der von Rudolf Leopold aufgebauten Kunstsammlung. Kurz vor seinem Tod 1918 setzte sich Klimt in seinem unvollendet gebliebenen Werk „Die Braut“ in einer traumhaften Weise – nach Tod und Leben – abermals mit dem Naturkreislauf von Entstehen und Vergehen auseinander. Zu seiner letzten Allegorie hat sich auch ein Skizzenbuch erhalten, das wertvolle Hinweise zum kompositorischen Entstehungsprozess gibt.

GUSTAV KLIMT, Die Braut, 1917/18 (unvollendet) © Klimt-Foundation, Wien, Foto: Klimt-Foundation, Wien, Leihgabe im Belvedere, Wien

Die von Hans-Peter Wipplinger in Zusammenarbeit mit Sandra Tretter kuratierte Ausstellung zeigt neben den Beständen des Leopold Museum und der Privatsammlung Leopold, Sammlungsexponate der Klimt-Foundation, Werke einer neuen, dem Museum überantworteten Dauerleihgabe eines Klimt-Nachfahren sowie ausgewählte nationale und internationale Leihgaben.

MORIZ NÄHR | Gustav Klimt im Malerkittel und mit Katze | 1911 © Leopold Privatsammlung | Foto: Leopold Museum, Wien/Manfred Thumberger

Leopold Museum-Privatstiftung

www.leopoldmuseum.org
MuseumsQuartier Wien
Museumsplatz 1,
1070 Wien

Text: Bearbeitet von Edith Köchl

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