Wieder einmal eine besondere, sehenswerte Ausstellung mit viel Information, bekannten und weniger bekannten Exponaten. Vieles ist nur in Wien zu sehen! Also unbedingt besuchen! Ebenso die parallel gezeigte Ausstellung ‚Inspiration Fotografie. Von Makart bis Klimt’.

Die Ausstellung ist im Unteren Belvedere bis 9. Oktober 2016

Mit der Präsentation rückt Kurator Alexander Klee das ungewöhnliche Werk des deutschen Malerfürsten Franz von Stuck (1863 – 1928) in den Mittelpunkt:

„Die Ausstellung beschäftigt sich in vielfältiger Weise mit Stucks Entwicklung vom historistischen Kunstgewerbe bis zu einer symbolistisch/jugendstilhaften Malerei.

Er hat dabei das neue Medium Fotografie wie selbstverständlich mit einbezogen, Darin liegt die Verbindung zur zeitgleich im Belvedere laufenden Ausstellung

‚Inspiration Fotografie. Von Makart bis Klimt’. Es kommt selten vor, dass zwei gleichzeitige Ausstellungen auf eine so wunderbare Weise miteinander korrespondieren“.

Gezeigt wird Franz von Stucks grafisches, malerisches und plastisches Werk, sowie selbstgeschaffene Möbel mit insgesamt ca.245 Exponaten. Dabei werden vor allem seine Verbindungen nach Wien zu den Secessionisten rund um Gustav Klimt aufgezeigt und jene zum Verlag Gerlach & Schenk, bei dem er mit Arbeiten zu den Mappen „Allegorien und Embleme“ – an denen auch u.a. Gustav Klimt mitwirkte – und mit den 1886 erschienenen „Karten & Vignetten“ zum „Shooting Star“ avancierte.

1892 hatte Stuck seine bis dahin umfangreichste Ausstellung im Wiener Künstlerhaus mit nahezu allen wichtigen Arbeiten.

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Die Sünde, um 1893 /© Sammlung Galerie Katharina Büttiker, Zürich

Darunter das erotische Gemälde „Die Sünde“, oder die „Speerschleudernde Amazone“, seine einzige lebensgroße Skulptur – Werke, die nun in Wien zu sehen sind.

Charakteristisch ist Stucks Bezug zur Antike, mit Themen, wie dem musizierenden Pan, Orpheus oder Bacchus, schwebend-unwirkliche Darstellungen aus dem Reich der Fabel und allegorische Darstellungen. Stellt man die Frage, worin die spektakuläre Wirkung der Werke Franz von Stucks liegt, können sein ungewöhnlicher Einsatz intensiver Farbigkeit, Hell-Dunkel-Kontraste und die Reduktion auf Silhouetten genannt werden.

Das ‚Schummerige Farbenträumerische‘ einer gewissen Abendstunde zog den Maler, der sich auch intensiv der Fotografie als Vorlage seiner Zeichnungen und Gemälde bediente, besonders an.

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Der Wächter des Paradieses, 1889 / © Museum Villa Stuck

„Mit der Ausstellung ‚Sünde und Secession. Franz von Stuck in Wien’ zeigt das Belvedere einerseits das vielfältige malerische, plastische und grafische Werk dieses Künstlers, andererseits greifen wir jene historischen Bezüge auf, die in München ihren Anfang genommen und die Entstehung sowie die Entwicklung der Wiener Secession maßgeblich vorbereitet und begleitet haben. Somit schließt die Ausstellung eine Lücke, indem sie das Fin de Siècle in Wien aus einem ganz neuen Blickwinkel präsentiert“, so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere.

Skandalmaler und Malerfürst Franz von Stuck

Stucks skandalöse Gemälde, allen voran sein wahrscheinlich berühmtestes Werk „Die Sünde“, die personifizierte „Femme Fatale“ am Ende des 19.Jahrhunderts.

Das verlockend erotische Weib und die Schlange als biblische Inkarnation der Sünde fixieren den Betrachter und ertappen ihn bei der Beobachtung. Kein Wunder, dass Stucks „Sünde“ auf Ausstellungen regelmäßig vom Publikum umlagert wurde und ihm den Ruf als Skandalmaler einbrachte.

Seinen künstlerischen Durchbruch schaffte er 1889 mit einem seiner Hauptwerke „Der Wächter des Paradieses“. Für das Gemälde wurde er auf der Internationalen Kunstausstellung in München mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

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Speerschleudernde Amazone, um 1900 / /© Sammlung Galerie Katharina Büttiker, Zürich

Münchner und Wiener Secession

1892 zählte Stuck zu den Gründungsmitgliedern der „Münchner Secession“, deren Erscheinungsbild er prägte:

Wie etwa das Plakatmotiv mit dem „Minerva/Athene-Kopf“ das zum Markenzeichen der „Münchner Secession“ wurde.

Franz von Stuck gilt als Vorbild und Impulsgeber des Wiener Secessionismuns, der schließlich 1897 zur Gründung der „Wiener Secession“ führt.

Übrigens lässt sich Gustav Klimt für das Emblem der neuen Künstlervereinigung auch von Stuck inspirieren. Der Einfluss Stucks auf die Wiener Kunstszene ist ebenfalls an den zeitgenössischen Artikeln von Hugo von Hofmannsthal und Hermann Bahr ablesbar.

Allgemeine Informationen

SÜNDE UND SECESSION – Franz von Stuck in Wien

Adresse:
Unteres Belvedere, Rennweg 6, 1030 Wien, Tel.: +43 1 795 57-0, www.belvedere.at

Ausstellungsdauer: bis 9.10.2016
Öffnungszeiten: täglich 10 – 18 Uhr, Mittwoch 10 – 21 Uhr
Ausstellungskatalog:
Sünde und Secession, Franz von Stuck in Wien

Herausgeber: Agnes Husslein-Arco, Alexander Klee, Grafikdesign: Peter Baldinger,
320 Seiten, 230×290 mm, Hardcover, Deutsch & Englisch in einem Band, € 39,-

Ausstellungstipp und Text beigestellt von Edith Köchl

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