Talk, Talk, Talk – auf allen Kanälen.

Das Format der Talkshow dominiert unsere Wahrnehmung der politischen Diskurse.

Diese Wahrnehmung von Politik ist überwiegend eine Wahrnehmung der Darstellung von Politik. Talkshows werden von Produzenten wie Konsumenten als Indikatoren des Meinungsstreits angesehen. Sie beginnen, drehen sich und enden deshalb in eben diesem: dem Meinungsstreit. Kontroverse ist ihr Anfangsgrund, der Schaukampf ihre Methode, das Spektakel ihr Ziel.

Für die Akteure des Polit-Talksverschwimmt zunehmend die Grenze zwischen Selbstdarstellung und Selbstrechtfertigung.

Theresia Walser ist mit Eine Stille für Frau Schirakesch eine virtuose Satire gelungen, die die ganze Bandbreite des Polit-Palavers auffahren lässt, um hinter all dem wirkungsträchtigen Gerede etwas sichtbar zu machen: das Ringen des Einzelnen um Verständnis.

Anlass der Talkshow im Stück ist die bevorstehende Steinigung einer Frau Schirakesch, die im weit entfernten Tschundakarstattfinden soll. Die geladenen Gäste wollen eine Schweigeminute für Frau Schirakesch abhalten – mit anschließender Gesprächsrunde. Sie wollen ein Zeichen setzen, nicht wegschauenund dabei ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Kriegsort Tschundakar mitteilen.

Tschundakar, ein Ort, weit weg, im Irgendwo.

Und Frau Schirakesch?

Ein Opfer, weit weg, irgendein Opfer.

Vor Beginn der Sendung wird eine Probe abgehalten und es dauert nicht lange, bis sich zeigt, dass ein jeder der Talkgäste bemüht ist, sich selbst und seine Geschichte in den Mittelpunkt zu rücken. Aus der titelgebenden Stille, die Solidaritätund Protestbekunden soll, wird umgehend eine Plattform zur Selbstdarstellung.

Nach der letztjährigen Erfolgsproduktion Der varreckte Hofam KosmosTheater nimmt sich Regisseurin Dora Schneider diesmal wieder eines aktuell brisanten Themas an.

Es ist nach Die Liste der letzten Dingeihre zweite österreichische Erstaufführung eines Textes von Theresia Walser und wieder einmal zeigt sich, dass sie für die bissige und pointierte Sprache Walsers eine Bühnenwirklichkeit zu schaffen vermag, die den Entäußerungen der Charaktere, ihrer Arroganz, ihrem Zynismus und ihrer opportunen Verlogenheit eine zutiefst menschliche Dimension abnötigt: das überwältigende Gefühl der Hilflosigkeit.

Am Ende bleibt von der Stillenur die Schockstarre, in der das Lippenbekenntnis zur einzigen möglichen Tat wird, die nichts mehr anderes bewirken kann, als die Rettung aus der eigenen Ohnmacht.

Wir sind zum Sofa verurteilt.

Das ist unsere Tragödie.

PREMIERE: Do., 19. 1. 2017

Weitere Termine:

21., 24., 25., 26., 27., 28., 31. Jänner 2017

1., 2., 3., 4. Februar 2017

(Di – Sa) | 20:00 Uhr

Es spielen:

Hannes Gastinger, Marius Michael Huth, Karin Yoko Jochum, Walter Ludwig,

Julia Schranz, Katharina Solzbacher

Regie: Dora Schneider

Musik: Thomas Richter

Ausstattung: Claudia Vallant

KosmosTheater

1070 Wien, Siebensterngasse 42

Tel. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, karten@kosmostheater.at

Karten: € 19,- | ermäßigt € 15,- / € 11,- | KosmosEuro € 1,- | Sparpaket € 84,-

Details finden Sie auf unserer Homepage.

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