Auch zwei Jahrzehnte nach dem erfolgreichen Volksbegehren gegen Gentechnik werden Nutztiere in Österreich teilweise mit gentechnisch verändertem Soja gefüttert. Während die Diskussion über die herkömmliche Gentechnik immer wieder aufflammt, können neue Methoden schon schneller und präziser Gene verändern.

1996 kam das erste Schiff mit gentechnisch verändertem Soja aus Übersee im Hamburger Hafen an. Im Jahr darauf unterzeichneten mehr als 1,2 Millionen Österreicher ein Volksbegehren gegen Gentechnik. Ebenfalls vor 20 Jahren wurde die ARGE Gentechnik-frei gegründet. Heute kennzeichnet sie über 2.300 Produkte mit dem Zeichen „Ohne Gentechnik hergestellt“. Etwa 500.000 Tonnen Soja kommen pro Jahr nach Österreich, soviel wie alle Österreicher zusammen auf die Waage bringen. Ein Großteil der Soja-Importe ist gentechnisch verändert.

Ein Großteil der Soga-Importe ist gentechnisch verändert.

Konsument hat es in der Hand

In Österreich ist der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen verboten, der Import aber erlaubt. Gentechnikfreies Soja ist um einiges teurer als gentechnisch verändertes – je nach Herkunft und Saison zwischen 50 und 90 Euro pro Tonne. „Wir als Konsumenten haben es in der Hand“, sagt Hannes Royer, Obmann von Land schafft Leben. „Sind wir Konsumenten bereit, für die teureren gentechnikfreien Futtermittel mehr für Tierprodukte zu bezahlen, können die Bauern auf diese zurückgreifen.“ Die Milchbranche hat sich 2010 darauf geeinigt, komplett auf gentechnikfreie Fütterung umzustellen. In den Jahren darauf haben führende Eier- und Geflügelproduzenten jeweils eine Einigung auf gentechnikfreie Erzeugung erzielt. Diese Branchen haben dadurch ein Alleinstellungsmerkmal, denn gentechnikfreie Fütterung ist in vielen Ländern alles andere als üblich. Die USA bewirtschaften 39 Prozent der Ackerfläche mit gentechnisch verändertem Saatgut, Brasilien 31 Prozent. Argentinien und Paraguay bauen sogar auf zwei Drittel der Ackerflächen gentechnisch veränderte Pflanzen an.

Quelle: Land schafft Leben 2017

Veränderung der Gene immer einfacher

Während Konsumenten die Warenströme von gentechnisch veränderten Pflanzen als Futtermittel, Kleidung und Bio-Sprit schon jetzt kaum nachvollziehen können, entwickeln Labors weltweit Methoden, die Gene viel leichter verändern können als bisher. Die neuen Technologien tragen sperrige Namen wie „CRIPSR/Cas9“. Mit ihnen kann man präziser als je zuvor zum Beispiel Getreide gegen eine bestimmte Krankheit resistent machen und Ernteausfälle reduzieren. Ob die neuen Methoden rechtlich als Gentechnik zu betrachten sind, wird die EU-Kommission voraussichtlich noch heuer entscheiden. Die Diskussion über Gentechnik dürfte jedenfalls bald wesentlich komplexer werden.

Quelle: Land schafft Leben | www.landschafftleben.at 

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