In keiner Altersgruppe ist der Anteil der persönlichen Mobilität an zu Fuß zurückgelegten Strecken so groß wie bei SeniorInnen. Immer mehr Institutionen und Arbeitsgruppen beschäftigen sich damit, das Leben für ältere Menschen, insbesondere das Zufußgehen in Städten attraktiver, angenehmer und sicherer zu gestalten.

Der öffentliche Verkehr am Beispiel Wien

Im Alter gehen wir mehr zu Fuß und legen gleichzeitig immer kürzere Strecken gehend zurück. Wir gehen zum Einkaufen, um NachbarInnen, Bekannte in der nächsten Umgebung zu besuchen. Bei weiteren Entfernungen benützen wir in steigendem Maß öffentliche Verkehrsmittel.

Daher muss das Verkehrssystem diesem Umstand und dem Aspekt gerecht werden, dass 2025 um 225.000 mehr über 65-jährige und 75-jährige Menschen um 200.000 mehr als heute in Österreich leben werden.

Niederflur-Straßenbahnen und -Busse sind eine der Lösungen, mit denen in unserem Alltagsleben der „Selbstständigen Mobilität älterer Menschen“ Rechnung getragen wird das Einsteigen in öffentliche Verkehrsmittel allen erleichtert.

Vor 15 Jahren fuhr die erste ULF (Ultra Low Floor) in Wien. 2010 konnten 85% der Fahrten innerhalb Wiens mit den ULFs, den Niederflurstraßenbahnen zurückgelegt werden und seither werden jährlich 20 „alte“ Straßenbahnen durch ULFs ersetzt. Die Busflotte der Wiener Linien wurde bereits vollständig auf Niederflur-Fahrzeuge umgestellt, die bei Bedarf sogar noch zusätzlich hydraulisch abgesenkt werden können. Ab 2018 werden sich unter die ULFs neue Straßenbahnmodelle namens „Flexity“ mischen. Von dieser neuen Generation berichten wir Ihnen demnächst mehr.

Die Umstellung der Fahrzeuge begleiten bauliche Maßnahmen bei den Zugängen zu den U-Bahnen, bei 95% der Straßenbahn- und Bushaltestellen für die Zugangserleichterung durch barrierefreien Rampen und Aufzüge. Wien hat dadurch eine europaweite Vorreiterrolle.

Wir gehen gerne zu Fuß

Die Gemeinden sind gefragt ein ausgebautes, gut ausgeschildertes Fußwegenetz – zusätzlich zu Radwegen – zu errichten. In einigen Wiener Bezirken wird bereits an der entsprechenden Planung gearbeitet, Die Agenda3 im 3. Wiener Bezirk hat unter dem Titel „Fachkonzept Mobilität“ ein Netz von Fußwegen gemeinsam freiwilligen, aktiven BürgerInnen erarbeitet. Daraus und aus ähnlichen Initiativen anderer Bezirke entstand die „Fußwegkarte von Wien“ zum heurigen „Jahr des Zu-Fuß-Gehens“.

Die Wiener „Fußwegkarte“ ist der erste Stadtplan, der empfohlene Fußwege, Flaniermeilen, Fußgänger(innen)-Zonen, Durchgänge, Märkte, Einkaufsstraßen und nicht zuletzt auch öffentliche WCs zeigt. Der Stadtplan ist im Maßstab 1:35.000 gehalten, die inneren Bezirke werden zusätzlich im Maßstab 1:10.000 dargestellt, Kostenfrei bestellt kann er werden bei der Mobilitätsagentur Wien.

„Zeitbankerl“ in Lengau zum Ausruhen gedacht

Bei der Gestaltung der Fußwegnetze ist auch auf ein zum Gehen angenehmes Umfeld, breite barrierefreie Gehwege und abgesenkte Bordsteinkanten sowie Durchgänge und Abkürzungen für Wege zu Fuß und natürlich die Sitzplätze zum Ausruhen und Verweilen im öffentlichen Raum ein Augenmerk zu legen.

Sogennante „Zeitbankerl“ – wie in Lengau und einigen anderen Orten bereits aufgestellt – sind besonders wichtig für die aktive, selbstbestimmte Mobilität von älteren Personen. Sie brauchen auf ihren Wegen des Öfteren eine Sitzgelegenheit zum Ausruhen.

Auch auf der neugestalteten Mariahilferstraße in Wien haben die Sitzmöglichkeiten in den sogenannten Aktivzonen eine ähnliche Wirkung. Der Gedanke der Gestalter war dabei, dass die Barrierefreiheit und eine seniorengerechte Gestaltung des Straßenraums steigert die soziale Teilnahme und die Lebensqualität

Wir werden Ihnen in unseren neu gestalteten PRINT-Ausgaben und auch hier Online immer wieder über neue interessante Lösungen innerhalb und außerhalb Österreichs zum Thema „ZU-Fuß-Gehen“ berichten.

Wir freuen uns ganz besonders auch auf Ihre Informationen und Ihre Erfahrungen zu diesem Thema!
TEXT: Mag. Sylvia Klein | FOTO: Nanja Antonczyk für www.gillyfish.com